Grossartiges Etruskermuseum in Orvieto (Italien)

Die Stadt Orvieto liegt etwa auf halber Strecke zwischen Rom und Florenz und war vom neunten Jahrhundert v. Chr. bis 264 v. Chr., als das Gebiet von den Römern erobert wurde, von Etruskern bewohnt. Diese wunderbare Stadt verfügt über ein reiches kulturelles Erbe mit mittelalterlicher Architektur, vielen Palästen und einer fantastischen Kathedrale. Ausserdem liegt sie hoch über dem Tal auf einem felsigen Hügel, umgeben von einer wunderschönen typisch italienischen Landschaft.

Blick auf die Stadt Orvieto in Umbrien (Italien)

Das "Museo Etrusco Claudio Faina", gleich gegenüber der Kathedrale, beherbergt eine bedeutende archäologische Sammlung etruskischer Werke. Während der frühen Eisenzeit in Europa (ca. 800 bis 400 v. Chr.), als der Handel mit Bernstein und anderen Materialien stark zunahm, schenkten viele wohlhabende etruskische Aristokraten ihren Ehefrauen Bernsteinschmuck aus dem Norden, da dieser sowohl einen symbolischen als auch einen wirtschaftlichen Wert hatte.

Außenansicht des "Museo Claudio Faina" in Orvieto

Eine der schönsten Bernsteinketten, die im Museo Claudio Faina ausgestellt sind, ist eine Halskette aus 14 eichelförmigen Perlen, die bei einer archäologischen Ausgrabung in der Nähe von Orvieto gefunden wurde.

Bernsteinhalskette aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. (Inventarnummer 2201).

Literatur:
- https://www.umbriatourism.it/en/orvieto
- Larissa Bonfante, New York University, JBS, Vol. XVI, no. 3 (Herbst 1985)
- Das "Museo Claudio Faina" in Orvieto - (www.museofaina.it)

Vortrag über Bernstein im schlossähnlichen "Hof zu Wil"

Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, im wunderschönen, rund 800 Jahre alten, schlossähnlichen "Hof zu Wil" einen Vortrag zum Thema Bernstein zu halten. Im Anschluss daran erhielten die Teilnehmer des Weinclubs "Vinum et Vagantes" Gelegenheit die fast 50 Exponate meiner privaten Bernsteinsammlung zu erleben. Viele besondere Rohbernsteinstücke aus verschiedenen Ländern mit einem grossen Farbspektrum (gelb, braun, rot, dunkelblau, schwarz sowie weiss) wurden gezeigt. Eine Reihe von Bernsteinnachbildungen von Museumsobjekten aus der Jungstein-, Bronze-, Kelten- und Wikingerzeit, dem Mittelalter bis hin zur Neuzeit waren ebenfalls Teil der Ausstellung.

Der Vortrag war wie folgt aufgebaut;

 I. Wie Bernstein entstanden ist

II. Eigenschaften von Bernstein

III. Bernstein ist auf fast allen Kontinenten zu finden

V. Bernstein als Handels- und Kulturgut

Äbtestube im schlossartigen Hof zu Wil

Einige Exponate aus Harz und Bernstein

Weitere Exponate

Archäologische Bernsteinfunde der Frühbronzezeit bis zur Frühlatènezeit aus Slowenien

Das Gebiet des heutigen Slowenien war schon in der Altsteinzeit besiedelt. Aus der grossen und attraktiven Karsthöhle in Loza bei Orehek stammen aus dieser Zeit gut erhaltene Steinwerkzeuge. Unweit davon wurde in der Höhle «Divje babe» die älteste Flöte der Welt (ca. 45’000-60'000 Jahre alt) gefunden.

Eine Vielzahl gefundener Grabbeigaben aus Bernstein belegen, dass diese wohlhabende Region bereits während der Frühbronzezeit viele Handelskontakte zu anderen Regionen pflegte (Vgl. Karte).

Neue Recherchen haben gezeigt, dass das Gebiet von Novo Mesto (Südosten Slowenien) während einiger Jahrtausende durch eine intensive Besiedelung gekennzeichnet war. Im 1. Jahrtausend v. Chr. war Novo Mesto sogar Sitz der Hallstattfürsten. In den grosszügig bestückten Frauengräbern wurden Grabbeigaben aus Gold, Bronze-, Glas- und Bernstein gefunden. Über 120 Grabstätten enthielten erstaunliche Mengen Bernsteinschmuck. Aus einzelnen von ihnen stammen tausende Bernsteinperlen aus der frühen bis späten Eisenzeit. Alle bisherigen chemischen Analysen bestätigen, dass sich es um Bernstein aus der Ostsee bzw. Nordsee handelt.

Der grosse Reichtum aus dieser Gegend und zu dieser Zeit kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden; den fruchtbaren Boden, den Wasserreichtum, die verkehrsgünstige Lage, sowie die reichen Eisen-und Brauneisenerzvorkommen. Zur Basis der Wirtschaft gehörten das Eisenhüttenwesen, die Landwirtschaft sowie das Glasschmelzen und die Gestaltung leuchtend bunter Glasperlen. Weil in dieser Region keine rot gefärbten Glasperlen hergestellt wurden, verwendete man an Stelle von diesen Bernsteinperlen.

Halskette aus Bernsteinperlen und einer weissen Glasperle

Novo Mesto, Kapiteljska njiva, Hügel A Grab 2/99. 7—6. Jh. v. Chr. (Bernstein und Glasschmuck aus Novo Mesto Slowenien, Seite 75)

Literatur:

  • Bernstein- und Glasschmuck aus Novo Mesto Slowenien, Sonderausstellung vom 8.5.-2.11.2003 Keltenmuseum Hochdorf  / Enz, Schriftenreihe des Keltenmuseums Hochdorf/Enz

  • https:/duhoc.cn/wiki/de/Divje_babe

  • https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/laender/slowenien

  • Christa Stahl Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze-bis zur Frühlatènezeit, Verlag J.H. Röll, 2006, Seiten 113 – 122

  • https://www.visitdolenjska.eu/de/markenzeichen.html

Archäologische Bernsteinfunde rund um den Zugersee

Die Zuger Gegend mit ihren archäologischen Fundstellen ist äusserst interessant. Seit dem 27. Juni 2011 gehören drei der 33 Fundstellen rund um den Zugersee, nämlich «Zug-Sumpf», «Zug-Oterswil/Insel Eielen» und «Zug-Riedmatt» zum UNESCO-Welterbe.

Viele Bernsteinperlen aus der mittleren Bronzezeit wurden gefunden. Einige davon sind im Museum für Urgeschichte (n) in der Stadt Zug ausgestellt. Das Museum besticht durch eine sehr anschauliche und lebendige Präsentation der archäologischen Funde. Auch für Kinder und Jugendliche ist das Museum spannend. Ein Geschichtenrundgang stellt das Alltagsleben der Menschen von der Eiszeit bis zum Mittelalter sehr verständlich dar.

Aus der spätbronzezeitlichen Siedlung Zug -Sumpf (um 1000 v. Chr.) wurden Perlen aus Bernstein und Glas gefunden. Chromatographische Untersuchungen ergaben, dass es sich um Baltischen Bernstein handelt.

Bernsteinfund aus Zug-Sumpf

Perlen aus Bernstein und Glas. Funde aus der spätbronzezeitlichen Siedlung Zug-Sumpf, um 1050-850 v. Chr. Bildnachweis. Foto Museum für Urgeschichte (n). Res Eichenberger

Zug hat eine schöne, historische Altstadt, welche auf eine 800-jährige Geschichte zurückblicken kann sowie eine malerische Lage am Zugersee mit Blick in die Alpen.

Stadt Zug mit Blick auf den Zugersee

Literatur:

  •  http://www.pfahlbau.ch/index.php/fundstaetten-in-zug

  • Die spätbronzezeitlichen Ufersiedlungen von Zug-Sumpf Band 3/1, Die Funde 1923-37 Zug 2004, speziell: Beitrag von Beatrice Ruckstuhl über Schmuck aus Glas, Bernstein und Sapropelit in diesem Buch.

 

Archäologische Bernsteinfunde aus der Provinz Drenthe in den Niederlanden

In den Niederlanden wurden einige Halsketten, Perlen und Anhänger aus Bernstein von Archäologen ausgegraben. Sie stammen meist aus der Frühbronze-bis zur Frühlatènezeit (siehe Karte unten).

In der Provinz Drenthe (im Nordosten des Landes, östlich vom Ijsselmeer) gibt es eine beträchtliche Menge an früh- bis mittelbronzezeitlichen Halskettenfunden. Die Halsketten bestehen meist aus Bernsteinperlen und werden in einigen Fällen durch Perlen aus Fayence, Zinn und Bronzeblech ergänzt. Die Rohbernsteine für die Halsketten stammen höchstwahrscheinlich von nicht allzu weit her (Friesland oder evtl. Jütland). Es wird angenommen, dass viele der Halsketten lokal gefertigt wurden.

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Archeologie van Nederland - Rijksmuseum van Oudheden

Amber beads, 1200-800 B.C., Emmen, Netherlands.


In der Bronzezeit (1900-800 v. Chr.) blühte das landwirtschaftliche Leben in der Region Drenthe auf. Man geht davon aus, dass zu dieser Zeit etwa 4’500 Menschen, verteilt auf kleine Siedlungen, in Drenthe lebten. Heute ist die Provinz ein Mekka der Radfahrer mit drei schönen Nationalparks innerhalb seiner Grenzen: Nationalpark «Dwingelderveld» mit dem grössten zusammenhängenden Feuchtheidegebiet der Niederlande, Nationalpark «Drents-Friese Wold» mit dem zweitgrössten zusammenhängenden Waldgebiet Hollands, Nationalpark «Drentsche Aa» mit vielen Heidefeldern, Mooren und Dünen.

Der Nationalpark «Dwingelderveld» ist das größte zusammenhängende Feuchtheidegebiet der Niederlande, in: https://reise-stories.de/drenthe-ist-hollands-fahrrad-provinz-nummer-1/ Foto: MarketingDrenthe.


Literatur:

  • Archeologie van Nederland - Rijksmuseum van Oudheden

  • J.J Butler, BRONZE AGE METAL AND AMBER IN THE NETHERLANDS (I)Biologisch-Archaeologisch Instituut Groningen, Nederland

  • https://reise-stories.de/drenthe-ist-hollands-fahrrad-provinz-nummer-1

  • https://www.terugindrenthe.nl/en/timelines/prehistory/


Bernstein in der Kurpie-Region im Nordosten Polens

Die starke Verbreitung von Bernsteinerzeugnissen in ganz Polen, sogar aus der neolithischen Zeit, belegen, dass Bernstein in Polen früh ein wichtiger Werkstoff sowie bedeutsames Handelsobjekt war.

In Polen gibt es auch ausserhalb des Ostseegebietes viele Bernsteinvorkommen z. B. in der Kurpie-Region, wo schon länger Bernstein in Sümpfen oder in Flüssen beim Fischfang gewonnen wurde. Die Kurpier haben die bernsteinhaltigen Sedimente in den Sümpfen und Moorböden an der rostbraunen Farbe der Wasseroberfläche erkannt. Mit einfachen Hilfsmitteln haben sie danach den Bernstein gewonnen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts existierten in der Region noch 130 kleine Bernsteinminen.

Die Siedlungen in der Kurpie-Region lagen oft ziemlich abgeschieden inmitten des Kiefernwaldes und die Menschen lebten von dem, was sie selbst produzierten. Die Bernsteinbearbeitung war dabei ein wichtiger Nebenverdienst. Die geschnitzten, gebohrten oder gedrillten Gegenstände konnten als Handelsobjekte eingesetzt werden. Bei den Einheimischen waren kronleuchterartige Deckengehänge (Kierec genannt) populär.

Kierec - Deckenschmuck

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Von Gabriela Gierłowska angefertigt nach dem Vorbild des alten kurpischen Deckenschmucks, in: Gdansk Museum, http://dziedzictwo-gdansk.pl/online-collection

Volkstrachten aus der Kurpie-Zielone-Region

Die Frauen in der Kurpie-Region trugen oft weisse Leinenblusen mit Bordüren und farbenfrohe Röcke und Westen. Eine Bernsteinkette gehört immer zur Tracht. In Polen ist die traditionelle Kurpie-Hochzeit sehr bekannt. Zum Hochzeitsfest gehören viele spezielle Tänze, Lieder und feierliche Gesänge und Zeremonien. Hochzeitsketten aus Bernstein sind dabei ein Muss.

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Volkstrachten aus der Kurpie-Zielone- Region in Polen, 9. Juli 2015

Volkslied- und Tanzensemble der Universität Warschau "Warszawianka"



Literatur:

Bernstein, Tränen der Götter, Edition Glückauf, S 305 – 308 sowie S 321-324

http://www.urlaubsland-polen.pl/nachrichten/detailseite/07022012

https://de.wikipedia.org/wiki/Kurpie

https://polishcostumes.tumblr.com/post/123644391382/folk-costumes-from-kurpie-zielone-poland

Archäologische Bernsteinfunde in Deutschland

Archäologische Ausgrabungen in Deutschland haben von der Frühbronzezeit (2200-1600 v. Chr.) bis hin zu der Frühlatènezeit/jüngere Eisenzeit (450- 30 v. Chr.) viele Bernsteinobjekte aus Gräbern und Depots ans Tageslicht gebracht. Anhand der fundierten Forschungsarbeit von Frau Dr. Christa Stahl haben wir alle von ihr aufgelisteten ca. 500 Fundorte für die Zeit zwischen 2200 -30 v. Chr. in einer Karte, mit Angaben der dort ausgegrabenen Bernsteinobjekte, eingetragen.

Man kann davon ausgehen, dass die Gräber, welche Bernsteinobjekte enthalten, Frauen aus wohlhabenden Familien gehörten. Oft kamen dort Schmuckstücke wie Bernsteinperlen, Bernsteinringe, Bernsteinschieber, Bernsteinanhänger etc. zum Vorschein. Sie waren damals sehr wertvoll und haben den Besitzern oft auch während seiner Lebenszeit ausgezeichnet. Sowohl die Schönheit des Bernsteins, als auch seine vermuteten magischen Schutzeigenschaften haben ihm zu seiner besonderen Bedeutung verholfen.

Interessanterweise fallen die vielen Beigaben von Bernsteinobjekten in Gräbern mit dem Beginn der Bronzegusstechnik zusammen. Deshalb wird vermutet, dass Bronzeobjekte ein bevorzugtes Tauschmittel für Bernstein waren.

Halskette aus der Frühbronzezeit in Halle-Queis (Sachsen-Anhalt) gefunden

Die Rekonstruktion anhand der gefundenen Teile (etwa 3200 Jahre alt) ergibt ein Collier, bestehend aus zwei Ketten. Die meist rechteckigen Bernsteinperlen sind miteinander durch Bronzeröllchen verbunden. Dieser Halsschmuck wurde in einem Grab einer wohlhabenden Frau in einer Frühbronzetasse gefunden, welche als Opfergabe an die Götter und Heilserwartung für die Frau niedergelegt worden ist.

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Halskette aus der Frühbronzezeit

Fundort: Halle-Queis (Sachsen-Anhalt)

Foto: Juraj Liptàk


Schmuckstücke aus der älteren Eisenzeit in Bayern bei Niedererlbach gefunden

Im Isartal bei Niedererlbach haben Archäologen eines der reichsten Frauengräber aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Als Grabbeilage trug die wohlhabende Frau ein einzigartiges Bernsteincollier mit 480 Bernsteinperlen. Es hat fünf Stränge, die durch sogenannte Bernsteinschieber in Position gehalten werden. Es wurden auch mehrere Bernsteinringe, welche im Brustbereich befestigt waren, gefunden.

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Schmuckstücke aus der älteren Eisenzeit

Fundort: Niedererlbach in Bayern

www.bavarikon.de

Literatur

  • Christa Stahl, Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze-bis zur Frühlatènezeit. Ihre Verbreitung, Formgebung, Zeitstellung und Herkunft. Verlag J. H. Röll GmbH, 2006, Dettelbach

  • Der geschmiedete. Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren. Herausgegeben von Harald Meller Fotos von Juraj Lipták, © 2004 Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart.

  • https://www-bavarikon.de,  Archäologische Staatssammlung München - Bildnummer: GD 1999-367Archäologische Staatssammlung München - Inventarnummer: 1993,698 Niedererlbach, Gde. Buch a. Erlbach, Lkr. Landshut, Reg.-Bez. Niederbayern ca. 650 - 600 v. Chr. L 3,3 cm (Schieber) / Material: Bernstein

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Depot_von_Queis



Von La Tène (CH) zur Bernsteinküste

Das wunderschön am Seeufer gelegene und grösste Archäologiemuseum der Schweiz «Laténium» bei Neuenburg zeigt viele Fundgegenstände aus der Region von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Da der Neuenburger See Überresten prähistorischer Pfahlbauten-Siedlungen birgt, wird darauf ein spezieller Fokus gelegt. Die Blütezeit der bronzezeitlichen Ufersiedlungen wird auf etwa 1100 v. Chr. datiert. Nur wenige Bernsteingegenstände zeugen von dieser Zeit.

Ein anderer Schwerpunkt des Museums «Laténium» sind Fundstücke von der jüngeren Eisenzeit (450 v.Chr. bis 15. v. Chr.) aus der von den Kelten in La Tène gegründete Siedlung am östlichen Ufer des Neuenburger Sees. Etwa 2'500 Gegenstände aus Eisen, Bronze, Holz, Keramik, Glas- und Bernsteinperlen wurden dort ausgegraben. Die Fundstätte wurde im 19. Jahrhundert europaweit zum Namensgeber der bekannten La-Tène-Kultur.

Während der La Tène Epoche organisierten die Kelten den europäischen Bernsteinhandel und kontrollierten u.a. auch die westliche Bernsteinstrasse d.h. die Handelsstrecke von der Nordsee bis nach Marseille. Ausgegangen von La Tène haben wir versucht die westliche Bernsteinstrasse bis nach Büsum (Teil der Bernsteinküste am Wattenmeer) zu rekonstruieren (vgl. Karte).

Zu dieser Zeit waren Halsketten aus Glas- und Bernsteinperlen auch in der Schweiz sehr häufig.

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 Foto: Aussicht vom Archäologiepark Laténium auf den Neuenburger See

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Foto: Nordseeküste bei Büsum am Wattenmeer in Deutschland

 

Literatur:

  • Johannes Richter, Der Brenner & Tuisc Codex, Über die Bernsteinrouten und die teutsche Religion, R. G. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2006

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Laténium

  • https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008015/2014-02-19

  • Pfahlbau und Uferdorf. Leben in der Steinzeit und Bronzezeit. Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum 13, 2004, Chronos Verlag.

  • http://www.altwege.de/roemer-undkelten/vorgeschichltliche-wege.html

 

Sensationeller Bernsteinfund aus der Felsgruft des Königspalastes von Qatna

Vor wenigen Jahren begannen Forscher erneut die Ruinen des einstigen Königreichs Qatna (im heutigen Syrien) zu untersuchen. Der Königspalast wurde zu Beginn des 2. Jahrtausend v. Chr. errichtet und umfasst ganze 18`000 Quadratmeter. Qatna war damals eine wichtige Handelsmetropole. Sie kontrollierte die Fernhandelswege von Mesopotamien Richtung Mittelmeer und von Anatolien bis hinunter zu den Pharaonen in Ägypten.

Die heutigen Wüstengebiete rund um Qatna waren damals von grünen Zedernwäldern bedeckt. Zedernholz aus den Wäldern Libanons sowie Syriens versorgte den gesamten Orient. Die Nähe zu Zypern, wo ein bedeutender Rohstoff, Kupfer, abgebaut wurde, war von zentraler Wichtigkeit und hat den Herrschern zu Macht verholfen.

Deshalb erstaunt es nicht, dass tief unter den Fundamenten des Palastes, in der Königsgruft, fast 2000 wertvolle Einzelfunde aus Gold, Alabaster, Lapislazuli, Bronze, Elfenbein, Ton und Stein vom Ausgrabungsteam freigelegt und geborgen werden konnten. Interessant für uns ist ein Gegenstand aus baltischem Bernstein; der Löwenkopf, ca. 6 cm lang. Dieser sensationelle Fund bestätigt, dass es vor 3300 Jahren Handelsverbindungen bis zu den Stränden Nordeuropas gab.

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Löwenkopfgefäß aus Bernstein (Frontansicht), 2. Hälfte des 2. Jahrtausend vor Christus, Nationalmuseum Damaskus
© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik Zwietasch/ Peter Frankenstein, Stuttgart

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Löwenkopf aus baltischem Bernstein, (Foto: K. Wita).

Literatur:

  • Gisela Graichen / Alexander Hesse, Die Bernsteinstrasse, Verborgene Handelswege zwischen Ostsee und Nil, Seiten 89 - 93

  • https://kultur-online.net/inhalt/die-entdeckung-des-königreichs-qatna, 5 März 2010

 

Grossartiges Bernsteinmuseum in Nida (Litauen)

Unsere steinzeitlichen Vorfahren schnitzten kleine Figuren aus Bernstein, welche vermutlich kultische Bedeutung hatten. Solche aus Holz gefertigten Nachbildungen dieser Figuren stehen in Lebensgrösse vor dem Amber Gallery Museum in Nida. Sie beeindrucken und machen den Besucher mit ihrer mystischen Erscheinung neugierig. Beim Betreten der Räume öffnet sich eine geheimnisvolle Welt, die Welt des Bernsteins. Wunderschöne grosse Rohbernsteine, Bernsteine mit Inklusen (Insekten, Spinnen und Pflanzen) ziehen die Blicke der Besucher auf sich. In Judokranté (Schwarzort), in der Nähe von Nida auf der Kurischen Nehrung in Litauen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Richard Klebs eine beachtliche Menge an Bernsteinartefakten aus der Jungsteinzeit (3000 v. Chr.) gefunden. Viele Objekte, wie schön geschnitzte Figuren in Form von Menschen oder Tieren aus diesem berühmten «schwarzorter Schatz» sind Teil der Ausstellung. Wir verlassen dieses Museum, erfüllt von fantastischen, unvergesslichen Eindrücken. Nida, das kleine Städtchen mit seinen bunten Fischerhäuschen und den mit viel Liebe gestalteten Gärten ist ein Ort der Stille, der Ruhe. Die nahe gelegene Dünenlandschaft ist eindrucksvoll. Auf der Aussichtsplattform eröffnet sich ein breites Panorama; der alte Leuchtturm, die Silhouetten der Häuschen von Nida und das funkelnde Kurische Haff.

Amber Gallery-Museum in Nida (Litauen)

Amber Gallery-Museum in Nida (Litauen)

Dünenlandschaft bei Nida

Dünenlandschaft bei Nida

Quellen:

Virginija & Kazimerias Mizgiris, Geheimnisvolle Bernsteinwelt, ISBN 9986-31-167-5

http://www.ambergallery.lt/de/bernsteingalerie-museum/

Bernstein-Spielfiguren aus der Wikingerzeit

Im Sommer 2005 wurden in Skamby (Östergötland, Schweden) Bootsgräber aus der Eisenzeit und jüngeren Wikingerzeit von Martin Rundkvist und seinem Team archäologisch untersucht. In einem der Bootsgräber wurden abgesehen von Materialresten des Bootes, eine Pferdeausrüstung, eine rote Glasperle, ein Wetzstein, ein Eisenmesser sowie 23 Spielfiguren aus Bernstein gefunden. Die Figuren waren lange im Museum Östergötland ausgestellt. Zur Wikingerzeit war das Spiel mit der «Hnefatafl» (=Brettspiel ähnlich wie Tablut) sehr populär. Es gehörte zum guten Ton, dass man es zu spielen wusste. Meistens waren die Spielfiguren aus Holz und nicht aus Bernstein gefertigt.  

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Foto Martin Rundkvist

Quellen:

https://ww.lansstyrelsen.se/ostergotland/besoksmal/kulturmiljoer/batgravar-i-skamby#0

Damian Walker, Reconstructing Hnefatafl, 2014, ISBN 978-1-291-73078-4

Das vom Bernstein eingefangene Licht

Funde aus Grabstätten Kalabriens und der Region Basilikata (7.-4. Jahrhundert v. Chr.) zeichnen sich durch einen ungewöhnlichen Reichtum an Bernstein aus. Auf die vorrömischen Bewohner hatten diese Bernsteinamulette einen magischen sowie schützenden Charakter. Faya Causey beschreibt in ihrem Buch «Amber and the Ancient World» die Wirkung der Bernstein Gegenstände sehr schön: «amber was shaped into or embellished with potent Symbols of the sun, fertility, and regeneration. Amber amulets shielded owners from harm, cured or prevented disease, or ensured safe passage to the hereafter” (Seite 27). Damals glaubten die Menschen, dass das vom Bernstein eingefangene Licht die Verstorbenen auf ihrer Reise begleitet hat. Die wunderbare Ausstellung «Zauber in Bernstein», welche in vielen Ländern Europas präsentiert wurde, zeigte Kunstwerke in Miniaturformat von raffinierter Herstellungsart. Aus der Region des Antiken Italien «Basilikata» stammen Anhänger in Form eines weiblichen Kopfes sowie einer geflügelten Sphinx. Diese Figuren symbolisierten die Entführung der Sterblichen in Jenseits.  

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5. Jahrhundert v. Chr.

Latronico (Region Basilikata) Anhänger aus Bernstein in Form eines weiblichen Kopfes im Profil, zweite Hälfte 5. Jahrhundert v. Chr. (Bild: UZH)

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Melfi

5. Jahrhundert v. Chr.

 Melfi (Region Basilikata) Anhänger aus Bernstein mit Sphinx, 5. Jahrhundert v. Chr. (Bild: UZH)

Quellen:

Faya Causey, Amber and the Ancient World, Paul Getty Museum, Los Angeles, 2011

Christoph Reusser, Ausstellungskatalog: Archäologisches Institut Zürich: Zauber in Bernstein, 2011









 

















Riesiger «Bernstein» in Ostsee gefunden

Einen aussergewöhnlichen Fund machten im Jahre 1988 schwedische Fischer. Sie zogen zwischen Gotland und Klaipėda mit ihrem Schleppnetz einen 238 kg schweren Harzklumpen an Bord. Genauere Analysen ergaben, dass es sich dabei um ein jüngeres (< 1 Million altes) Harz handelt. Dieser gewaltige Brocken ist heute im «Swedish-Amber-Museum» in Kämpinge ausgestellt (Vgl. Foto). Das kleine Museum ist ein Erlebnis für sich. Wenn sein Besitzer, Leif Brost dazu noch über die einzelnen ausgestellten Funde berichtet, haucht er ihnen ein Stück Leben ein. Die Geschichte und Entstehung des Bernsteins bezaubern. Das Museum mit seiner Umgebung ist ein magischer Ort.

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Quellen:

  • http://www.brost.se/swe

  • Michael Ganzelewski / Rainer Slotta, Bernstein - Tränen der Götter, Seite 156. Verlag Glückauf, Essen, 1997







Stark harzende Bäume auf Madagaskar

Madagaskar wurde schon vor Millionen Jahren vom Festland getrennt. Von den Wissenschaftlern zählt sie deshalb zu den älteren Inseln. Ihre abgeschiedene Lage liess der Entwicklung der Natur Raum. Deshalb ist die Pflanzen- und Tierwelt auf Madagaskar so einzigartig. Viele ihrer Pflanzen und Tiere gibt es heute nirgends auf der Welt. Auf Madagaskar findet man Laubbäume wie die «Hymenaei verrucosa», welche auch heute grosse Mengen Harz liefern. Der Baum wird auch «Zanzibar Kopal», «Ostafrikanischer Kopal» oder «Bernsteinbaum» («Amber tree») genannt. Im fundierten und spannenden Buch «Pflanzen in Bernstein» wird eindrücklich gezeigt, wie stark der Harzfluss sein kann. Einer der Autoren, Carsten Gröhn, hat sich selbst vor Ort davon überzeugt, dass das Harz sehr rasch nach dem Ausfluss erhärtet und geschliffen werden kann. Wenige Wochen nach der Verletzung eines Stammes musste der Autor das Harz mit Hammer und Meissel vom Stamm sprengen.

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Foto: Xavier Delclòs, Rezente Harzbildung an Hymenaea-Bäumen auf Madagaskar

Quelle:

  • Carsten Gröhn / Max J. Kobbert, Pflanzen seit der Saurierzeit eingeschlossen in Bernstein. Wachholtz, 2017

  • https://research-news.org/2020/05/19/madagaskar-kopal-entpuppt-sich-als-kopal





Gewaltiges Bernstein Vorkommen in Spanien gefunden

Wissenschaftler des Spanischen Instituts für Geologie und Bergbau (IGME) haben 2008 in der nordspanischen Region Kantabrien ein gewaltiges Bernsteinvorkommen entdeckt. Der Fund, welcher in der Höhle von El Soplao westlich von Santander gesichtet wurde und ein Alter von etwa 110 Mio. Jahre aufweist, besteht zum grossen Teil aus Steinen mit bläulich-violetter Färbung. Diese Farbe ist sehr selten und wurde bisher vor allem bei Exemplaren der Dominikanischen Republik gesehen. Die Höhle El Soplao ist auch für Höhleninteressierte ein wahres Paradies. Ein Höhlennetz mit spektakulären Stalaktiten und Stalagmiten bringen Besucher zum Staunen. Eine Bergwerksbahn führt ins Innere der sehr umfangreichen Höhle, von wo man auch grössere Strecken zu Fuss weiter gehen kann.

Quellen:

  • Maria Najarro, Enrique Penalver, Ricardo Pérez-De La Fuente / Review of the El Soplao Amber Outcrop, Early Cretaceous of Cantabria, Spain, 23. August 2010

  • https://welt.de/wissenschaft/article2679404/Grösstes Bernsteinvorkommen in Europa