Was ist Bernstein?

«Bernstein - er schimmert in milden, goldenen Farbtönen, fühlt sich warm und lebendig an, ist so leicht, dass er im Meerwasser schwimmt, und so durchsichtig, als sei er aus Glas. Er brennt mit rötlich-bläulicher Flamme und verbreitet dabei aromatische Düfte; an Wolle gerieben, zieht er auf geheimnisvolle Weise leichte Stoffe wie Federn oder Papierschnitzel an. Er kommt aus dem Meer und schliesst Tiere und Pflanzen des Waldes ein». So treffend und fühlbar beschreiben Wichard und Weitschat in ihrem grossartigen Buch «Bernsteinwald» den Bernstein (Seite 6). Ausgestattet mit diesen Eigenschaften überrascht es nicht, dass Bernstein seit der Antike bis hin zum Mittelalter als wertvolles, begehrtes Handelsobjekt angesehen wurde. «Tränen der Götter» nannte man den Bernstein in der antiken Mythologie. 

Bernstein, ein fossiles Harz, welches im Lauf von Millionen Jahren versteinerte, fasziniert. Jeder einzelne Stein ist ein Kleinod, ein Geschenk der Natur. Oft entdeckt man in ihm pflanzliche oder tierische Einschlüsse. Wird er bearbeitet oder erhitzt, werden ätherische Öle freigesetzt. Der Duft dieser Öle erinnert an Weihrauch, was nicht erstaunt, Weihrauch ist ja ein Baumharz.

Weltweit sind Bernsteinvorkommen aus allen Kontinenten bekannt (mit Ausnahme der Antarktis).
Günter und Brigitte Krumbiegel erwähnen in ihrem interessanten Buch «Faszination Bernstein, Seite 8», dass auf der Welt etwa 300 verschiedene fossile Harze bekannt sind.

Die Bezeichnung Harz, Kopal und Bernstein definieren eine fortschreitende Alterungskette von Baumharzen. Als natürliches Harz bezeichnet man die zähe und klebrige, hellgelbe bis braune, nicht wasserlösliche Masse, welche von den Bäumen nach Verletzungen ausgeschieden wird, um damit seine Wunden zu schliessen. Sie riecht aromatisch und ist antibakteriell und antiseptisch (d.h. keimtötend). Viele Harze wie zum Beispiel Weihrauch, Myrrhe oder Mastix wurden schon in der Antike als Heilmittel geschätzt. Man setzte sie unter anderem zur Behandlung von Wunden und
Verdauungsstörungen ein. Harze, die vor allem auf der nördlichen Halbkugel gewonnen und geschätzt werden sind die des Kiefern- Lärchen- und Zedernbaumes.

Als Kopal werden halbfossile Naturharze genannt, welche fest sind und ein Alter zwischen einigen Jahrzehnten bis zu einer Million Jahren erreicht haben. Im Gegensatz zu Frischharzen weisen sie eine wesentlich grössere Härte und somit höheren Schmelzpunkt auf.

Bernstein wird als fossiles Harz definiert und soll mindestens eine Million Jahre alt sein. Damit Harz zu Bernstein wird, muss eine Verdunstung von Ölen sowie eine Einwirkung von Hitze und Druck über eine sehr lange Zeit erfolgen. Nur falls dieser Prozess ohne Einfluss von Luftsauerstoff erfolgt, kann sich die Harzmasse im Laufe von Jahrmillionen verfestigen und zu Bernstein werden. Unter Einwirkung von Luftsauerstoff würde der Harzklumpen verwittern und ganz zerfallen. Bernstein ist nach der Polymerisation weitgehend nicht mehr in organischen Mitteln löslich. Bernstein ist sehr leicht. Sein spezifisches Gewicht beträgt 1.05 bis 1.09 g/cm3. In Süsswasser sinkt er zu Boden, schwimmt aber in konzentrierter Kochsalzlösung (Vgl. Erichson und Weitschat, Baltischer Bernstein, Seite 7).

Literatur:

Ulf Erichson / Wolfgang Weitschat, Baltischer Bernstein, 2008 Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten

Wilfried Wichard / Wolfgang Weitschat, Im Bernsteinwald, 2004 Gerstenberg Verlag, Hildesheim

Günter Krumbiegel / Brigitte Krumbiegel, Faszination Bernstein, 2001 Goldschneck Verlag, Korb